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Innere Mehrsprachigkeit

In Gesprächen mit Kunden und Interessenten werde ich immer wieder gefragt: „Kann Ihr Chatbot auch mehrere Sprachen?“ Natürlich kann er das. Auf diese „äußere“ Mehrsprachigkeit, unter der man zum Beispiel die Fähigkeit einer Person (und damit eines Chatbots), mehrere Sprachen zu sprechen, versteht, möchte ich in diesem Beitrag aber nicht eingehen. Vielmehr möchte ich auf die „innere“ Mehrsprachigkeit eingehen.

Auch wenn wir uns dessen selten bewusst sind: wir sprechen mehrere innere Sprachen. Spätestens beim Eintritt in die Schule bilden wir mehrere Sprachstile aus: wir lernen in der Schule einen an der Schriftsprache-orientierten Sprachstil, mit dem wir zum Beispiel interpersonale Distanz ausdrücken, zum Beispiel zur Lehrerin, zum Lehrer, Handlungen rechtfertigen und Sachverhalte abstrahieren. In der Schulpause nutzen wir aber einen ganz anderen stilistischen Stil. In den entsprechenden Gruppen entwickeln sich eigene Sprachen, die sich aus gemeinsamen Erfahrungen, Sprachspielen und Gruppen-spezifischer Ironie zusammensetzen können.

Im Berufsleben eignen wir uns Sprachstile an, die es uns ermöglichen, unsere beruflichen Aufgaben in Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen, Kunden und Lieferanten möglichst reibungslos und effizient zu erledigen. Während es Jugendlichen vor allem darum geht, mit ihrer spezifischen Sprache eine Gruppenidentität zu erzielen, dienen Sprachstile im Berufsleben vor allem der Aufgaben- und Problemlösung. Die sprachlichen Mittel zur Bewältigung der kommunikativen Aufgaben in einem spezialisierten Fachbereich nennt man Fachsprachen, die je nach Aufgabenbereich unterschiedliche Eigenschaften haben. Aufgaben- und situationsbezogen haben sich unterschiedliche Sprachtraditionen entwickelt, zum Beispiel in der Wissenschaft, der Technik, in der Kommunikation mit Behörden und Institutionen, in der Wirtschaft und im Konsum. Auch in Unternehmen gibt es in der Regel einen Unternehmens-spezifischen Sprachstil. Auch über Hobbies und im Freizeitverhalten können sich spezifische Sprachstile entwickeln, die nicht als Fachsprachen bezeichnet werden, aber doch Ähnlichkeiten mit ihnen aufweisen. Sprachstile sind aber auch stark von dem Medium abhängig, über das wir kommunizieren. Dies ist uns sicherlich am geläufigsten: wie wir unseren Sprachstil in sozialen Medien durch Emojis, Hashtags, Abkürzungen, Spezialausdrücke anpassen. In der Regel wird unser Sprachstil in sozialen Medien expressiver.

Wir alle verfügen also über ein bestimmtes Repertoire an kommunikativen Sprachstilen, die sich von Person zu Person unterscheiden und die wir unterschiedlich in den entsprechenden Kontexten einsetzen. Wir nennen dies Kontextualisierung. Und damit komme ich zurück zu meiner am Anfang erwähnten Frage: „Kann Ihr Chatbot auch mehrere Sprachen?“

Die Chatbots von Kauz können nicht nur die „äußere“ Mehrsprachigkeit, sondern auch die „innere“. Ich sollte sagen: sie können vor allem die innere. Denn bei der inneren Mehrsprachigkeit geht es um das Verstehen, um die Bedeutung, um das Sprachverständnis. Die äußere Mehrsprachigkeit ist dann „nur noch“ die Übersetzung in die entsprechende Fremdsprache.